

Da sitzt nun die Mutter und weint. Grund für ihre Verzweiflung ist jedoch keinesfalls der misslungene Weihnachtsbraten oder ein schlecht ausgesuchtes Geschenk, sondern ein vorausgegangener Streit mit ihrem Mann. Und so wie sich die Stimmung in solchen Streits eben häufig hochschaukelt, fielen auch Vorwürfe: „Du verbringst doch viel mehr Zeit mit unserer Tochter. Es ist dein Job, mit ihr zu üben“, sagte ihr Mann, als ihm während der Weihnachtsfeiertage auffiel, wie schlecht sie liest. Sie konterte „Also von mir hat sie die Probleme beim Schreiben und Lesen auf jeden Fall nicht! In meiner Familie hat das niemand.“ Das hat gesessen.
Und ihre Tochter? Ihr ist mit dem Streit der Eltern auf keinen Fall geholfen …
Wer ist der Schuldige?
Wenn Eltern mir von solchen Konfliktsituationen erzählen, sehe ich sie förmlich wie ein Damoklesschwert über ihnen schweben: die Schuldfrage. Wem sind die Schulprobleme anzukreiden? Wer ist schuld an den schlechten Noten in Deutsch? Und wenn dann ein Elternteil sehr gerne liest und das andere vielleicht mehr mit Zahlen als mit Buchstaben anfangen kann, ist der vermeintlich Schuldige schnell gefunden.
Weil mich das betroffen macht, wenn die Eltern sich auch noch Schuldzuweisungen an den Kopf werfen, möchte ich Sie, liebe Eltern, eindringlich bitten: Halten Sie zusammen und suchen Sie nach den Ursachen für die Probleme Ihres Kindes – ganz ohne den Zeigefinger auf jemanden zu richten!
Üben, üben, üben
Hinter den Schwierigkeiten Ihres Kindes, flüssig zu lesen oder fehlerfrei zu schreiben, steckt vielleicht eine Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS). Ihr Kind kann dann einfach Buchstaben nicht richtig verarbeiten. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind die Möglichkeit zur Nachreifung seiner Lese-Schreibfähigkeit erhält. Und eins schon vorweg: Mit stundenlangem Üben und Auswendiglernen bis zum Umfallen ist keinem geholfen.
Stattdessen ist der erste wichtige Schritt für Sie und Ihre Familie, die Lage nüchtern zu analysieren. Macht Ihr Kind regelmäßig 10 Fehler und mehr bei den ungeübten Diktaten, liest ungern und schlecht? Wenn Ihr Kind also an Leseschwäche und/oder Rechtschreibschwäche leidet, hilft ihm auch eine klassische Nachhilfeschule nicht weiter. Denn auch dort steht das ständige Üben auf der Tagesordnung. Ständiges Üben ist wie die Suche nach einem Schuldigen: Sie bringt ihr Kind nicht weiter.
Gemeinsam stark in der Familie!
Was Ihrem Kind – und so letztendlich auch Ihrer Familie – im Gegensatz dazu wirklich hilft, ist gezieltes Spielen und zwar ausschließlich mit den einzelnen Buchstaben.
Holen Sie sich also Hilfe und verbannen Sie so die schlechte Stimmung und Verzweiflung aus Ihrer Familie. Ihnen und Ihrem Kind zuliebe. Denn wenn es in Ihrer Familie ähnlich zugeht wie bei dem Paar zu Beginn, leidet ihr Kind unter einer Doppelbelastung: Nicht nur die schlechten Noten machen ihm zu schaffen, sondern auch die sich streitenden Eltern.
Umso besser, dass es einen Ausweg aus dieser verzwickten Situation gibt. Ich wünsche Ihnen im kommenden Jahr viel Erfolg auf Ihrem Weg und viel Freude an Ihrem Familienleben.